Praxis Barmettler | Bitterstoffe
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Bitterstoffe

Bitterstoffe

Das Wort «bitter»
Es gibt Dinge im Leben, die als äusserst unangenehm empfunden werden. Ein Zahnarztbesuch zum Beispiel löst bei vielen Menschen negative Gefühle aus.
Wenn man mit dem Auto zu schnell unterwegs war und geblitzt wurde, ist das ebenfalls sehr unerfreulich.
Auch das Wort «bitter» ruft sofort Abneigung hervor. Verbindungen, wie «bitterkalt» oder «bitterböse» verstärken dieses negative Empfinden noch mehr.
Die ursprüngliche Bedeutung von bitter beschreibt jedoch eine Geschmacksrichtung, das Gegenteil von süss.

Beispiele für Intoleranz gegenüber Bitterstoffen
Doch auch beim Essen verschmäht man Bitteres. Bitterstoffe in der Nahrung werden fast nicht mehr toleriert. Ausnahmen bilden die Genussmittel Kaffee und Bier. Ansonsten ist diese Geschmacksrichtung nahezu tabu.
Die Bittergurke beweist diesen Fakt eindeutig. In einer Verkostung erwies sie sich im Vergleich mit anderen Gurkensorten als grosser Verlierer. Nur sehr wenige unbeirrte Probanden wagten sich an die Bittergurke.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung werden jedes Jahr nur 700 Tonnen Bittergurken importiert, jedoch 37.000 Tonnen Kakis sowie 100.000 Tonnen Kiwi.
Ein weiteres Beispiel bildet das vegetarische Gericht «Karela Bharela», was beispielsweise im Restaurant «Maharani» in Hamburg angeboten wird. Es beinhaltet Cashewnüsse, Kartoffelstücke sowie Bittergemüse. Der Restaurantbesitzer wollte seine Gäste sicherlich warnen, als er auf der Speisekarte hinter dem Gericht das Wort «gewöhnungsbedürftig» vermerkte.
Selbst auf Kamillen- oder Pfefferminztee wird wegen seines leicht bitteren Geschmacks gern verzichtet und auch Bitterschokolade ist unbeliebt.
Wie konnte es so weit kommen?

Warum Bitterstoffe aus der Nahrung verschwinden
Aus Kulturpflanzen werden Bitterstoffe bewusst weggezüchtet. Das trifft auf alle Obst- und Gemüsesorten zu und sogar auf ursprünglich bitter schmeckende Gemüsesorten wie zum Beispiel Artischocken, Radiccio, Rucola sowie Chicoree.
Warum gibt es keine Bitterstoffe mehr in diesen Lebensmitteln?
Intensives Düngen bewirkt, dass der Gehalt der Inhaltsstoffe sinkt. Natürliche Aromen, Vitamine, Spurenelemente und eben auch Bitterstoffe werden spürbar reduziert.
Die industrielle Fertigung von Nahrungsmitteln spielt hierbei auch eine große Rolle. Pflanzen müssen schnell wachsen und ertragreich sein. Ihnen fehlt die Zeit, um Nähr- sowie Bitterstoffe zu bilden.
Auch der Geschmackssinn der Menschen ist nicht mehr in seinem Urzustand.
Das übertriebene Angebot von Zucker, Salz und künstlichen Aromen manipulieren die Geschmacksrezeptoren. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Zuckerkonsum rasant angestiegen. Lag der Pro-Kopf-Verbrauch damals noch bei 5 Kilogramm im Jahr, sind es heute 30 Kilogramm.
Künftig kann es sein, dass es den Geschmackssinn «bitter» gar nicht mehr gibt.
Dabei sind Bitterstoffe sehr wichtig für den Organismus. Sie bilden einen unverzichtbaren Bestandteil für ausgewogene Ernährung.

Positive Auswirkungen von Bitterstoffen auf die Gesundheit
Es ist schon lange bekannt, dass sich Bitteres gut auf ein allgemeines Wohlempfinden auswirkt.
So wurde bereits im 17. Jahrhundert der sogenannte Schwedenbitter, «ein Naturheilmittel» entwickelt. Man kann es auch heute noch kaufen, allerdings nicht mehr so bitter.
Auch die Universalgelehrte Hildegard von Bingen, welche sich intensiv mit der Pflanzenheilkunde beschäftigte, riet schon vor 1000 Jahren zu bitteren Kräutertropfen, um «gesund und kräftig» zu bleiben.
Sie erkannte schon damals, dass sich Bitterstoffe positiv auf die Gesundheit auswirken.
Die Gallenblase benötigt Bitterpräparate, um zu funktionieren. Fehlen sie, wird die Galle träge und kann sich nicht mehr richtig zusammenziehen. Gallensteine sind häufig die Folge. Das Organ muss operativ entfernt werden. Im Jahr 2014 gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 200.376 Gallenblasenoperationen.
Bei Verdauungsproblemen stehen die Ballaststoffe im Fokus, Bitterstoffe werden unterschätzt. Dabei sind sie für die Produktion von Gallenflüssigkeit sehr hilfreich. Sie regen die gesamte Verdauung an und wirken Übersäuerung entgegen.
Ausserdem fungieren Bitterstoffe als Essbremse. Wenn man Süsses zu sich nimmt, geht nach etwa 2 Stunden das Sättigungsgefühl verloren. Bittere Lebensmittel hingegen werden in geringeren Mengen verspeist. Das Empfinden satt zu sein, hält auch viel länger an.
Bitterstoffe spielen somit eine große Rolle im Kampf gegen Übergewicht, das wiederum häufig für viele Krankheitsbilder wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes vom Typ 2 oder Gelenkbeschwerden verantwortlich ist.
Auch der Magen ist mit Hilfe von Bitterpräparaten in der Lage, mehr Saft zu produzieren, um die Nahrung besser zu zerkleinern. Bauchspeicheldrüse und Leber werden entlastet. Auch lästiges Sodbrennen sowie ein störendes Völlegefühl verschwindet.
Der Verdauungsprozess beginnt im Mund. Auch dort helfen Bitterstoffe gegen schädliche Bakterien und Viren. Somit profitiert auch die Mundflora von bitteren Nahrungsmitteln. Die Zähne sind ebenfalls weniger betroffen von Karies, denn durch den Verzehr von Bitterstoffen wird der Appetit auf Süsses stark gezügelt.
Bitterstoffe können auch bösartigen Tumorerkrankungen vorbeugen. Sie enthalten Glucosinolate, welche antioxidant wirken.

Bitterstoffe – wieder mehr geschätzt
Man besinnt sich wieder auf eine ausgewogene Ernährung, das Gesundheitsbewusstsein erlebte in den letzten Jahren eine Renaissance.
Auch Bitterstoffe werden wieder populär. Man beschäftigt sich mit Pflanzenheilkunde und sammelt Wildkräuter, weil in ihnen besonders viele Aroma- und Bitterstoffe schlummern. Schliesslich müssen sie sich in der Natur vor Regen, Sonne und Schädlingsbefall schützen. So werden Salate zum Beispiel mit Knoblauchsrauke, Giersch, Löwenzahn oder Brennnessel optimiert.
Auch als Nahrungsergänzungsmittel sind Bitterpräparate zunehmend beliebt.
Saisonal greift man ebenfalls wieder häufiger auf Bitterstoffe zurück. Meist einmal im Jahr zur Fastenzeit, zwischen Karneval und Ostern, werden Bitterstoffe gern zur Unterstützung für die Gewichtsreduktion oder Entschlackung genutzt.
Auch im Restaurant «Maharani» steht hinter dem Gericht mit Bittergemüse nicht nur das Wort «gewöhnungsbedürftig». Es ist ebenfalls vermerkt, dass «Karela Bharela» sehr gesund, blut- sowie körperreinigend und bei Diabetes besonders empfehlenswert ist. Mit diesem Zusatz wird das Gericht oft gewählt.

Man benötigt also Bitterstoffe, meine Naturheilpraxis kann das bestätigen.
So schnell, wie man von diesem Geschmack entwöhnt wurde, ist der Verzehr von bitteren Nahrungsmitteln wieder erlernbar.
Viele werden Bitteres irgendwann lieben. Spätestens dann, wenn ein allgemeines Wohlbefinden signalisiert, dass diese Natursubstanz die beschriebenen, positiven Effekte besitzt.